5.6.02
Weder A20 noch A22 im Kreis Stade: Autobahnplanung ein
Windei !
Nach Informationen der BI gegen die West A20 & A22 werden nahezu alle A20 Varianten vom Bundesverkehrsministerium sehr negativ bewertet. Ganz schlecht kommt die Küstenautobahn A22 weg. Die BI fordert Ministertpräsident Gabriel zum Handeln auf: „Die Planung sinnloser Autobahnprojekte im Kreis Stade sofort einstellen !“
Die Bundesregierung hat erste
Ergebnisse Ihrer Untersuchungen über die weitere Finanzierung und Planung von
Bundesstrassen an die Länder gegeben. Der BI gegen die A20 aus Himmelpforten
sind die Ergebnisse der A20 und A22 bekannt. BI Sprecher Jörg Stark bringt die
Ergebnisse so auf den Punkt: „Die Politikerträume über die Zubetonierung des
Kreis Stade mit Autobahnen zerplatzen. Die Nutzen-Kosten-Bewertungen sind
derart katastrophal, dass weder die A20 noch die A22 planerisch voran getrieben
werden dürfen“.
Die Ergebnisse sind sowohl der
Landesregierung als auch den Stader Bundestagsabgeordneten bekannt. Die BI
fordert die Landesregierung „zum geordneten Rückzug“ aus der verfehlten
Straßenverkehrspolitik auf. Im Kreis Stade erlang lediglich die A26 aufgrund
der Überprüfung durch den Bund hohe Bewertungszahlen. Eine A20-Variante über
die A26 mit Elbquerung Grünendeich bis nach Hollenstedt ist auch nicht außen
vor, aber im Vergleich zu anderen gemeldeten Projekten aus Niedersachsen
lediglich mit einer mittelprächtigen Nutzen-Kosten-Relation versehen.
Unwesentlich schlechter schneidet zudem eine A20-Variante von Drochtersen nach
Zeven ab. Diese so genannte Westtrasse ist aber bereits vom Land Niedersachsen
und dem Landesstrassenbauamt u.a. wegen schwerster Umweltbedenken
ausgeschlossen worden.
Besonders negativ bewertet das
Bundesverkehrsministerium auch die Küstenautobahn, die von der Elbe über den
Wesertunnel an die holländische Grenze führt. Katastrophale Auswirkungen auf
die Umwelt, geringe Verkehrswirkung, zu hohe Kosten und kein messbarer Nutzen
konstatiert das Berliner Ministerium. Damit werden die Bedenken der
Bürgerinitiative vollständig aufgegriffen. „Die Diskussion um die A22 ist nicht
erst nach bekannt werden dieser Daten dumm“, so die BI. „Unterirdisch schlechte
Nutzen-Kosten-Werte müssen jetzt konsequenterweise zum sofortigen Einstellen
aller Bemühungen um die Küstenautobahn führen“, so BI-Vorsitzende Jörg Stark.
Die Bundesmittel die dem Land Niedersachsen zur Verfügung gestellt werden,
sollen in den ÖPNV, die Bahnstrecke Hamburg-Stade und umweltschonende Ortsumgehungen
investiert werden.“
Von den überprüften
A20-Varianten kommen nur zwei über einen Nutzen-Kosten-Wert von „3“ hinaus.
Beim letztmalig 1992 verabschiedeten Bundesverkehrswegeplan waren Werte von
mindestens 3 nötig, um überhaupt Bedarf nachzuweisen. „Das“, so die BI „stellt
die gesamte A20 von Lübeck bis zur A1 mitsamt der Elbquerung in Frage“, denn
die Untersuchungen und die ermittelten Werte gelten immer für die gesamte
Strecke in den beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Nutzenwerte
sind derart gering, dass die A20 auf den Müllhaufen gescheiterter
Infrastrukturpolitik gehört.
Die Äußerungen von
Bundesverkehrsminister Bodewig zur A20 und A22 am 4.6. im Stader Tageblatt sind
vor diesem Hintergrund entweder von unglaublicher Unwissenheit oder dreister
Ignoranz geprägt. Bodwig hat dabei, wenn auch mit weit geöffneten Hintertüren
und vagen Formulierungen, Hoffnungen auf die A20-Realisierung gemacht. Aber
Bodewigs Erklärungen zur A22 („.. ich will keine definitive Absage erteilen!“)
bewertet selbst die BI nur noch als „Beruhigungspille im Wahlkampf“, um
niemandem weh zu tun.
Die BI fordert nun die
Niedersächsische Landesregierung zum Handeln auf, um eine der größten Finanz-,
Umwelt- und Verkehrspoltischen Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte
aufzuhalten.: „Herr Gabriel, stoppen sie aufgrund der verheerenden Untersuchungsergebnisse
des Bundes offensichtlich sinnlosen Autobahnplanungen A20 und A22 im Kreis
Stade. Stoppen Sie Ihre Bemühungen für diese Autobahnprojekte. Verschwenden Sie
für sinnlose Untersuchungen nicht noch weitere Steuergelder und tragen Sie mit
einem klaren Wort zur Beruhigung der Bevölkerung bei. Im Wahljahr werden die
Wähler ein sachlich fundierte Entscheidung sicherlich honorieren.“, so
BI-Sprecherin Patricia Hager.
Ende Pressemitteilung
Hintergrundinformation „Bundesverkehrswegeplan“:
Für
die Finanzierung der im Kreis Stade geplanten Autobahnen A20 und A22
(Küstenautobahn) ist die Bundesregierung als Finanzier zuständig. Ob eine
Autobahn geplant und gebaut wird entscheidet das Bundesverkehrsministerium
anhand aufwendiger Voruntersuchungen in der Kosten und Nutzen miteinander
abgewogen werden. Die Ergebnisse werden im s.g. Bundesverkehrswegeplan
festgelegt, der 2003 vom Berliner Parlament verabschiedet wird.
Formal betrachtet ist der
Bundesverkehrswegeplan (BVWP) „nur" eine verwaltungsinterne und für
nachfolgende Planungsverfahren nicht verbindliche Vorplanung. Das Bundesverkehrsministerium stellt mit Hilfe der Länder
ein bundesweites Verkehrs-Bedarfsnetz auf. Diese Vorplanung wird dann
allerdings in Bedarfspläne umgesetzt, die Gesetzeskraft erlangen. Für den
Bundesverkehrswegeplan melden also die Länder Ihre Verkehrsprojekte (Wasser,
Strasse, Schiene).1600 neue Straßenprojekte mit einem Finanzierungsbedarf von
63 Mrd € meldeten die Länder für den BVWP. Mit den bereits kurz vor Baubeginn
stehenden Projekten sind 85 Mrd € nötig, für den Neubau von Strassen. Pro Jahr
stehen etwa 4 Mrd € für Straßenbauprojekte zur Verfügung. Da 50% dieser Mittel
für Erhaltung zu verwenden sind, würde ein Realisierung der Wünsche der Länder
etwa 40 Jahr dauern.
Auf
Basis der Ländermeldungen erfolgt die dem BVWP vorausgehende Prüfung, die
nunmehr zu den in der Pressemitteilung der BI zitierten Bewertungen führte. Der
BVWP aufgrund der Ländermeldungen bereits mit ca. 50 Mrd € unterfinanziert.
D.h. für die benannten Projekte stehen kein Finanzmittel bereit. Wegen der
enormen Länge der Bundesfernstrassen müssen im BVWP allein 50% der
Investitionen in den Verkehrsträger Strasse für Instandhaltung veranschlagt
werden, um nur die nötigsten Reparaturen durchzuführen.
Die rot-grüne Bundesregierung hatte zu Beginn der
Legislaturperiode eine gründliche Überarbeitung des BVWP`s angekündigt.
Der damalige Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Franz
Müntefering, sagte im April 1999 zur Neuauflage des BVWP vor dem Bundestagsausschuss:
"Allein die dramatisch angestiegene Verkehrsleistung
des Straßengüterverkehrs um 16% in den vergangenen fünf Jahren zeigt die
Notwendigkeit einer besseren Vernetzung von Straße, Wasser und Schiene. Darüber
hinaus gilt es weitere Faktoren bei der Neuauflage des BVWP zu berücksichtigen,
zum Beispiel (...) den Einfluss neuer Technologien, etwa der Telematik, und die
Einbeziehung des Faktors Umwelt".
Die
entsprechenden Untersuchungsergebnisse sind auf der Homepage der BI
veröffentlicht: