An den Landrat

Gunter Armonat

 

Ciao Gunter,

Im Moment scheint hier ja alles drunter und drüber zu gehen. Erst sickern die

Untersuchungsergebnisse  des Bundesverkehrsministeriums  zur Zukunft des

Verkehrs in Deutschland an die Öffentlichkeit. Und dann – ratz fatz – ist schon der

oberste Dienstherr der Behörde persönlich in  Stade, um zu erklären, was das für

uns wohl bedeuten mag.

 

Aber, Gunter, warum reden die mit gespaltener Zunge wie die Bleichgesichter bei

Winnetou? Da finden die  Experten raus, daß der volkswirtschaftliche Nutzen der

A20 total mau ist. Und wie erklärt uns das der Minister? „Bauen, wenn die

gesamtwirtschaftliche Bewertung es her gibt“, sagt er.  Ja,  aber da haben seine

Jungs doch  eben erst schwarz auf weiß verkündet, daß man das Projekt gerade

wegen der miesen „gesamtwirtschaftlichen Bewertung“  voll vergessen kann.

Warum sagt uns das der Minister nicht, warum nicht, Gunter?

 

Und Deine Lieblingsvariante? Kosten ohne Ende ohne ermeßlichen Nutzen,

besagen die Zahlen zur A22. Und was sagt der Minister? „Da  will ich keine

definitive Absage erteilen“. Ja, was soll denn das, warum erzählt der uns so einen

Mist und sagt nicht klipp und klar, daß dieses Projekt nie und nimmer gebaut

werden kann, weil da Milliarden Euros einfach verdampfen würden. Warum sagt

der uns das bloß nicht, Gunter?

 

Sag mal, steckt ihr da vielleicht hinter, ich mein Du und die Margrit? Ihr habt doch

gute Connections nach Berlin. Seid ihr da etwa einfach hin zu Bodewig, habt ihm

die gesammelten Kreistagserklärungen auf den Tisch geknallt und gesagt: „ Kurt,

wenn Du denen bei uns erzählst, was in Deinen Dossiers steht, ist die Kacke voll

am Dampfen. Wir bläuen denen seit Jahren ein, daß wir die Zukunft ihrer Kinder

mit der Autopiste retten, und jetzt willst Du  kurz vor der Wahl damit kommen, daß

das alles blödes Geschwätz  war?  Kurt, wenn Du das machst, wählen die hier alle

Eddie und dann viel Spaß mit der Zigarre, die Gerhart Dir verpaßt“.

 

Ist ja irre! Die von der Bürgerinitiative aus Himmelpforten placken sich da

monatelang ab, studieren Verkehrswissenschaft, Ökonomie, Agrikultur und

Vogelkunde, um zu verstehen, welche Auswirkungen so eine  Autobahn hier haben

könnte. Und dann sind die mächtig stolz über einige anerkennende Worte zu ihren

Ausarbeitungen vom Umweltminister. Und ihr dagegen: Gar nicht viel nachgedacht,

einfach kurz nach Berlin gejettet, n Fläschchen Champus mit dem Minister

weggeschlabbert und schon ändert der seine Rede.

 

Ihr seid da ja anscheinend voll drin in der Szene in Berlin. Meine Anerkennung.

 

Beste Grüße

Dein Heinrich